Es ist wieder zu haben!
Zweite Auflage des Paurischen Wörterbuchs, erschienen im August 2017
Mitte November 2013 hatte der 1984 von dem beliebten Mundartdichter Heinz
Kleinert gegründete Gablonzer Mundartkreis das Nachschlagewerk „PAURISCH -
Wörterbuch der Gablonzer Mundart“ vorgestellt. Eine Untergruppe des
Mundartkreises hatte unter der Federführung von Dr. Hans-Joachim Hübner und
Kurt Fischer rund 4 Jahre lang daran gearbeitet. Schon knapp ein Vierteljahr später
war das Buch völlig vergriffen, antiquarisch wurden vereinzelte Exemplare Mitte
2017 inzwischen für rund 50 bis über 100 Euro angeboten.
Deshalb hat der Gablonzer Mundartkreis eine „Zweite, durchgesehene und
erweiterte Auflage“; herausgebracht. Das Wörterbuch enthält über 8000 Stichworte
mit vielen Anwendungsbeispielen, dazu eine Fülle von Redewendungen und
Sprichwörtern sowie eine Liste der ausgewerteten Mundartliteratur und der dort
vorkommenden Orts- und Flurnamen. Eine detaillierte Einführung in
Rechtschreibung und Grammatik trägt zusätzlich zum besseren Verständnis der
Mundart bei. In der zweiten Auflage wurde eine Reihe von Ausdrücken, Redensarten
und Flurnamen ergänzt und ein paar Druckfehler wurden ausgemerzt. Dennoch
erhebt das Paurische Wörterbuch auch mit der zweiten Auflage noch keinen
Anspruch auf Vollständigkeit
Im Klappentext heißt es: „Paurisch, ein mit dem Lausitzischen und dem
Schlesischen verwandter ostmitteldeutscher Dialekt, war einst die Sprache von
nahezu 100.000 Menschen in Stadt und Landkreis Gablonz mit der weltbekannten
Glas- und Schmuckwarenindustrie. Durch die Vertreibung der Sudetendeutschen
1945/46 wurden die Gablonzer in alle Winde zerstreut. An mehreren Orten in
Deutschland und Österreich fanden sie wieder zusammen, unter anderem im
Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz. In ihrer neuen Heimat half die Besinnung auf den
eigenen Dialekt den Vertriebenen bei der Bewahrung ihrer Identität.“
Allerdings war das Paurische (=Bäurische) mit seinen oftmals derben und vulgären
Ausdrücken schon bei den städtischen Gablonzern gar nicht so sehr hoch
angesehen. Du sollst doch „schön sprechen“ hieß es häufig, wenn ein
Kind zu Hause pauerte. Zwar entstand über die Jahre eine umfangreiche
Mundartliteratur und viele Veranstaltungen standen auch in der neuen Heimat im
Zeichen der Dialektpflege. Das moderne Leben und das Bestreben vieler
städtischen Gablonzer, die „unfeine“ Mundart abzulegen, führten jedoch dazu, dass
heute nur noch ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Menschen - vorwiegend die
ältere Generation - im Alltag Paurisch spricht. Viele jüngere Menschen bedauern das
inzwischen, zumal Mundart von Nord bis Süd jetzt ganz allgemein wieder im Trend
liegt: Platt und Kölsch, Hessisch, Bayrisch, Schwäbisch und sogar Sächsisch, um
nur einige zu nennen, und - obwohl regional begrenzt - auch das Paurische. Die alle
zwei Wochen in der Kaufbeurer Tageszeitung erscheinende Mundartglosse „Nej su
wos“ wird dem Vernehmen nach nicht nur von den Neugablonzern, sondern auch
von vielen Allgäuern gerne gelesen. Das und die seit dem ersten Erscheinen stetige
Nachfrage ließen darauf schließen, dass für das Wörterbuch nach wie vor ein
gewisser Bedarf besteht. Die zweite Auflage ist überall im Buchhandel erhältlich.